Über das Humboldt Portal
Das Humboldt-Portal der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ist ein Informationsangebot zum Leben und Schaffen Alexander von Humboldts und zu den aktuellen Humboldt-Aktivitäten der Staatsbibliothek und ihrer Partner. Insbesondere bietet es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und allen Interessierten einen komfortablen Zugang zum gesamten Nachlass Alexander von Humboldts, einschließlich der aufs Engste verwobenen Amerikanischen Reisetagebücher.
Alexander von Humboldt hat mit seinem Wirken nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse befördert und Sichtweisen unterschiedlicher Fachdisziplinen systematisch zusammengeführt. In der Dynamik neuer gesellschaftlicher und technischer Neuerungen, die Preußen und Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten, gelang es Humboldt ein interdisziplinäres und transnationales Wissensnetz zu etablieren und zu propagieren. Sein Schaffen war außergewöhnlich: Er war bis ins hohe Alter wissenschaftlich tätig. Zudem standen ihm hinreichende finanzielle Mittel für seine ausgiebigen Reisen und Forschungen zur Verfügung. Und schließlich verfügte er über exzeptionelle gesellschaftliche Beziehungen, die er für eine weltweite Vernetzung von Wissenschaftlern zu nutzen wusste.
Der Nachlass Alexander von Humboldts, den er selbst testamentarisch zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung bestimmt hatte und der bis 1932 seinen Weg in die ehemalige Preußische Staatsbibliothek fand, wird heute zu etwa zwei Dritteln in der Staatsbibliothek zu Berlin und – infolge von Auslagerungen während des Zweiten Weltkriegs – zu rund einem Drittel in der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek verwahrt. Die Amerikanischen Reisetagebücher, die als Teil des Nachlasses mit ihm aufs Engste verwoben sind, befinden sich seit Ende 2013 im Bestand der Staatsbibliothek, nachdem sie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit großzügiger Unterstützung öffentlicher und privater Förderer von den Erben erwerben konnte. Sie werden als Teil des Nachlasses Alexander von Humboldts in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek verwahrt.
Im Rahmen eines Erschließungs- und Digitalisierungsvorhabens als Teil eines gemeinsamen Vorhabens mit der Universität Potsdam und in Kooperation mit der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek wurde der gesamte Nachlass Alexander von Humboldts mit diesem Portal virtuell zusammengeführt und steht damit der Forschung und Öffentlichkeit weltweit umfänglich und ortsunabhängig zur Verfügung.
Ausschnitt aus: Holzstich (1870) von Otto Roth nach einer Zeichnung von H. Lademann. Urwaldlaboratorium – Erlegte und noch zu präparierende Tiere, zu herbarisierende Pflanzen, rechts in Spiritusgläsern aufbewahrte präparierte Tiere.
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Das BMBF-Verbundprojekt „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher“
Das Humboldt-Portal geht auf das BMBF-Verbundprojekt „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher“ der Universität Potsdam und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zurück. 2014 bis 2017 widmeten sich die Projektpartner in zwei Teilprojekten der Erforschung, Erschließung und Digitalisierung der Amerikanischen Reisetagebüchern Alexander von Humboldts und seines Nachlasses.
Reisetagebücher gehören zu den wichtigsten wissenschaftlichen und persönlichen Dokumenten des 19. Jahrhunderts. Alexander von Humboldt begleiteten die Aufzeichnungen, die er während seiner Reise durch Süd- und Mittelamerika in den Jahren 1799 bis 1804 festhielt, ein Leben lang. Ziel des Projekts war es, mit neuen Forschungsansätzen die Amerikanischen Reisetagebücher in den Kontext der Kultur, Politik, Gesellschaft und der Forschung des 19. Jahrhunderts zu stellen. Zu diesem Zweck wurde neben den Amerikanischen Reisetagebüchern auch der in der Staatsbibliothek zu Berlin und der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau befindliche Nachlass Alexander von Humboldts wissenschaftlich erschlossen, digitalisiert und damit der Öffentlichkeit in seinem gesamten Umfang präsentiert.
Teilprojekt „Sicherung, Kontextualisierung und Digitalisierung“ (Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz)
Nur im Zusammenhang mit dem Gesamtnachlass erschließt sich die Forschungsrelevanz der Tagebücher vollständig. Im Rahmen dieses Projektes wurden deshalb sowohl die Amerikanischen Reisetagebücher als auch der gesamte in der Staatsbibliothek zu Berlin und in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau befindliche Nachlass Alexander von Humboldts konservatorisch gesichert und im Verbundkatalog für Nachlässe und Autographen „Kalliope“ wissenschaftlich erschlossen sowie digitalisiert und online präsentiert.
Die Amerikanischen Reisetagebücher bilden zusammen mit dem Nachlass Alexander von Humboldts eine einzigartige Quelle seines Wissensmodells und seiner Arbeitsweise. Unter den rund 1.600 in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrten Nachlässen ist jener von Alexander von Humboldt eine der wichtigsten Quellen zur europäischen Wissenschaftsgeschichte. Er enthält Dokumente aus Humboldts gesamtem Leben, vornehmlich aber aus der Zeit ab 1799. Rund 22.000 Blatt umfasst der in Berlin befindliche Teil des Nachlasses (einschließlich der Amerikanischen Reisetagebücher). Etwa halb so groß ist der in Krakau verwahrte Nachlassteil mit etwa 11.000 Blatt, der in enger Kooperation mit der Jagiellonen-Bibliothek ebenfalls erschlossen, konservatorisch gesichert und digitalisiert wurde.
Die Briefe, Notizen, Artikel, Manuskripte, Skizzen und Tabellen verdeutlichen die weit gefächerten Interessensgebiete sowie die Arbeitsweise des Wissenschaftlers: Eigenhändig beschriftete Mappen enthalten Material zu Themen wie Sklaverei, Astronomie, Meeresströmungen, Naturgeschichte, Geschichte der Weltansicht, Mineralogie, Geographie der Pflanzen und ethnischen Klassifizierungen.
Projektteam an der Staatsbibliothek zu Berlin:
Barbara Schneider-Kempf (Projektleitung)
Dr. Jutta Weber (Projektsteuerung)
Sandra Ewers (Koordination des Verbundprojekts)
Conny Wobst (Erschließung Berlin)
Dominik Erdmann (Erschließung Krakau)
Teilprojekt „Genealogie, Chronologie, Epistemologie“ (Universität Potsdam)
Humboldts Amerikanische Reise (1799 – 1804) war die erste Reise überhaupt, die rein wissenschaftlichen Zwecken diente und daher wissenschaftshistorisch als einer der Gründungsmomente moderner Wissenschaft verstanden werden kann. Daher gehört die Aufarbeitung der bisher unerschlossenen Vielfalt und Menge seiner Beobachtungen zu den wichtigen Desiderata der Forschung zum 19. Jahrhundert. Zudem bilden Humboldts Reisetagebücher mit ihren zahlreichen Einzelnotizen, Exzerpten, Tabellen, Skizzen, politischen Reflexionen, ersten Theorieversuchen und Zeichnungen eine der wichtigsten Grundlagen seines wissenschaftlichen Werks: Sie waren für Humboldt Ausgangspunkt seines zwischen 1805 – 1838 entstandenen Reisewerks „Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent“ und dienten ihm noch bei der Arbeit an seinem „Kosmos“ (1845 – 1862) als Material- und Arbeitsquelle. Anhand der Originaldokumente wird nun ein präzises Erforschen der Amerikanischen Tagebücher möglich.
Die Forschungsgruppe an der Universität Potsdam bestehend aus einem internationalen Team von Doktorandinnen und Postdoktorandinnen untersuchte die Tagebücher inhaltlich. Der Fokus lag auf den Darstellungen von Landschaft, den Zeichnungen und Skizzen sowie der Darstellung von Sklaverei in den Reisetagebüchern. Europäische und amerikanische Natur und Kulturtradition kamen vergleichend über das in die Reisetagebücher eingebundene Tagebuch eines Italienaufenthalts von 1805 in den Blick. Die durchgeführten Untersuchungen sind ein Beitrag zur historischen Rekonstruktion sowie der epistemologischen und kulturgeschichtlichen Verortung der humboldtschen Wissenschaft.
Projektteam an der Universität Potsdam:
Prof. Dr. Ottmar Ette (Projektleitung)
Dr. Julian Drews (Koordination der Forschungsgruppe)
Dr. Cettina Rapisarda (Postdoc)
Pauline Barral (Doktorandin)
Julia Bayerl (Doktorandin)
Aniela Mikolajczyk (Doktorandin)
Kooperationspartner und Förderer
Jagiellonen-Bibliothek Krakau
Eng ist die Zusammenarbeit der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz mit der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau. Dies galt insbesondere für die Erschließung und Digitalisierung des Nachlasses Alexander von Humboldts. Etwa ein Drittel der Materialen befindet sich nach der Auslagerung nach Schlesien während des Zweiten Weltkrieges in Polen. Seit 1947 wird dieser Bestand in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau verwahrt. Auch diesen Teil des Nachlasses zu sichten, konservatorisch zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen war das gemeinsame Anliegen beider Bibliotheken in diesem Projekt.
Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Das Verbundprojekt „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher“ der Universität Potsdam und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz wurde in zwei Teilprojekten (Förderkennzeichen: 01UO1302A und 01UO1302B) vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit dreijähriger Projektlaufzeit gefördert. Mit der Betreuung des Forschungsvorhabens hat das BMBF den Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. beauftragt.
Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Die Konservierung, Restaurierung und Digitalisierung des heute in der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek verwahrten Teils des Nachlasses Alexander von Humboldts wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Förderung des Ankaufs der Amerikanischen Reisetagebücher
Der Ankauf der Amerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz Ende 2013 war nur durch das finanzielle Engagement zahlreicher Förderer möglich: Die Erwerbung gelang durch die Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Berliner Lottostiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Würth Group, der Hermann Reemtsma Stiftung, der VolkswagenStiftung, der Deutschen Bank AG, der Robert Bosch Stiftung, der Gerda Henkel Stiftung und der Fritz Thyssen Stiftung. Auch die Ernst von Siemens Kunststiftung beteiligte sich durch die Vorfinanzierung eines größeren Betrags.
Lesung und Präsentation: Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher am 11.9.
Lesung, Gespräch und Eröffnung der Reisetagebücher-Präsentation Termin: Mi., 11. September 2019, 18 Uhr Veranstaltungsort: Staatsbibliothek zu Berlin, Otto-Braun-Saal, Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin Anfahrt: S + U Potsdamer Platz (Bushaltestelle H Potsdamer Brücke (Bus M29), H Varian-Fry-Straße (Bus 200), H Kulturforum (Bus M48)) Tagebücher sind die persönlichsten schriftlichen Zeugnisse eines Menschen, in ihnen kommen wir […]
Abschluss des BMBF-Projekts: Humboldt-Nachlass vollständig online – Erste Forschungsergebnisse
Die Pressereaktionen auf den Abschluss des BMBF-Verbundprojekts waren groß. Mit einer zweitägigen Konferenz wurde die vollständige Digitalisierung und virtuelle Zusammenführung des in Berlin und Krakau verwahrten Nachlasses Alexander von Humboldts sowie erste Forschungsergebnisse zu seinen 2013 erworbenen Amerikanischen Reisetagebüchern gefeiert. Humboldts Worte „Ideen können nur nützen, wenn sie in vielen Köpfen lebendig werden“ waren das Motto der […]
Ideen können nur nützen, wenn sie in vielen Köpfen lebendig werden.
Abschlusskonferenz des BMBF-Verbundprojekts „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher“ der Universität Potsdam und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 17.-18. Januar 2017 in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Alexander von Humboldt, weltreisender Berliner und vernetzender Europäer, Sammler und Forscher – sein transdisziplinäres und aufklärerisches Wirken für Kultur und Wissenschaft stehen im Zentrum der Abschlusskonferenz des BMBF-Verbundprojekts […]
3. Potsdamer Humboldt-Symposion
„Landschaften & Kartographien der Humboldtian Science“ am 9. und 10. November 2016 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam